Neuzugewanderte Frauen brauchen bedarfsgerecht gestaltete Informations- und Beratungsangebote, um an der Gesellschaft teilhaben und sich aktiv in diese einbringen zu können. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei Angeboten im digitalen Raum zu, da sie in diesem besonders aktiv sind, um dort nach Antworten auf ihre Fragen sowie mögliche Lösungen für Problemstellungen zu suchen.
Die zur Verfügung stehenden digitalen Angebote sind für neuzugewanderte Frauen, sofern sie von ihnen überhaupt gefunden werden, nicht immer hilfreich. Dies liegt zumeist an komplexen Inhalten, unübersichtlichen Strukturen, sprachlich komplizierten Formulierungen und fehlenden Übersetzungen. Viele neuzugewanderte Frauen suchen deshalb eher in sozialen Medien, z. B. in Facebookgruppen, nach Informationen und Hilfe.
Um digitale Angebote zu verbessern und stärker an den Bedarfen neuzugewanderter Frauen auszurichten, braucht es u. a. einen Perspektivwechsel. Möglich wird dieser durch die partizipative Einbindung der Zielgruppe selbst, z. B. indem neuzugewanderte Frauen die Angebote aus ihrer eigenen Nutzerinnenperspektive genau unter die Lupe nehmen und konkrete Vorschläge hinsichtlich notwendiger Änderungen und Verbesserungen machen.
„Bisher richteten wir uns [mit unserem Angebot] eher an deutschsprachige Unterstützer*innen. Jetzt wollen wir versuchen, die Menschen mit Fluchterfahrung im Ankommensprozess direkt zu erreichen (…). Indem Sie aus Ihrer Perspektive sprachen, konnten Sie sehr konstruktive Vorschläge machen, was geändert werden kann, was verbessert werden sollte. Ich würde sagen, es war für uns das richtige Angebot zur richtigen Zeit.“
Stefan Klingbeil vom Flüchtlingsrat Niedersachsen im Gespräch mit Maria Consuelo González Toro
(zum gesamten Interview)
Für Akteur*innen ergibt sich daraus die Chance, dass ihre Informations- und Beratungsangebote bei neuzugewanderten Frauen besser ankommen und von diesen auch tatsächlich genutzt werden. Neuzugewanderte Frauen wiederum würden damit zukünftig schneller Antworten auf ihre Fragen finden, was ihnen das Ankommen in Deutschland erheblich erleichtern und ihre gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten deutlich erweitern würde.
Damit dies gelingt, braucht es vor allem Offenheit und Neugier für bisher unbekannte Perspektiven sowie Freude am Ausprobieren neuer Ansätze der Zusammenarbeit und Beteiligung. Indem sich beide Seiten auf einen Dialog einlassen, gewinnen sie Einblicke, die ihnen sonst verborgen geblieben wären, entwickeln ein erweitertes Verständnis für die unterschiedlichen Sichtweisen und Bedarfe und tragen dazu bei, gesellschaftliche Partizipationsprozesse nachhaltig zu stärken. Hiervon werden wiederum auch andere Zielgruppen profitieren.
Zur gesamten Publikation:
11/2023
Digital Active Women
Digitale Informations- und Beratungsangebote bedarfsgerecht (weiter)entwickeln