Erfahrungen mit digitalen Informations- und Beratungsangeboten in Deutschland

Beitrag von Ivone Herrera, Co-Forscherin

Migrantin zu sein bedeutet zumindest anfangs kein Deutsch, aber ein oder zwei andere Sprachen, zu beherrschen. Migrantin zu sein bedeutet auch, nicht zu wissen, wo ich Informationen und Hilfe finde und wie die deutsche Bürokratie funktioniert.

Aus meiner persönlichen Erfahrung, u. a. als Co-Forscherin in dem Projekt Digital Active Women, weiß ich, dass die meisten Migrantinnen sich vor allem in sozialen Netzwerken, insbesondere auf Facebook, informieren und nach Unterstützung suchen.

Durch die Mitarbeit in dem Projekt habe ich bemerkt, dass die Anbieter*innen digitaler Angebote soziale Medien kaum nutzen, um Migrantinnen zu erreichen. Meiner Meinung nach sollten sie hier viel aktiver werden und über ihre Facebook-Seite oder ihr Facebook-Profil hinaus ihre Inhalte regelmäßig in Facebookgruppen mit potenziell interessierten Zielgruppen teilen.

Ihre Webseite wiederum sollte so organisiert sein, dass die Informationen intuitiv und schnell zu finden sind, z. B. über Navigations-Menüs und über wirksame Suchmaschinen. Zudem sollten die Informationen aktuell und mit einem Datum versehen sein, sodass klar wird, wann der Artikel geschrieben wurde.

Um neuzugewanderte Frauen zu erreichen, sollten die Informationen nicht nur in deutscher Sprache zur Verfügung stehen. Eine weitere Sprache, z. B. Englisch, würde den Zugang zu den Informationen wesentlich erleichtern. Da heute viele Webseiten vom Smartphone aus besucht werden, sollten die Inhalte kurz und knapp und das Layout auch an das Smartphone angepasst sein.

Außerdem ist wichtig, dass auf der Website klar formuliert wird, ob eine individuelle Beratung angeboten wird oder nicht, welche Art von Beratung angeboten wird und welchen Umfang sie hat. Es wäre hilfreich, die konkreten Schritte erklärt zu bekommen, um die digitalen Angebote besser nutzen zu können.

Darüber hinaus glaube ich, dass es sowohl für die Akteur*innen als auch für die Migrantinnen von großem Vorteil wäre, wenn sie enger zusammenarbeiten würden. Da Migrantinnen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen eine wertvolle Perspektive mitbringen, können sie zur Verbesserung der Angebote einen wichtigen Beitrag leisten.

Für Migrantinnen, die Informationen und Unterstützung suchen, wäre das sehr wertvoll.

Ich bin Physikerin mit über 15 Jahren Erfahrung in der Personalausbildung und -entwicklung. In Deutschland habe ich einen Master in Computersimulationen an der TU Berlin studiert und später den Beruf gewechselt. Heute arbeite ich selbständig als Life Coach und Psychotherapeutin.

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