Nach dem Ende des Imperiums

Geschichte und Gegenwart der postsowjetischen Juden in Russland und Deutschland

Der Zerfall des sowjetischen Imperiums bildete auch für die dort lebenden Jüdinnen*Juden eine Zäsur. Der Großteil der Gemeinschaft wählte die Alija oder die Migration Richtung Westen, einige blieben und bauten sich ein Leben auf den Trümmern des Post-Sozialismus auf.

Das jüdische Leben in Russland und Deutschland ist heute, 30 Jahre später, strukturell heterogen und kulturell wie religiös sehr divers. Doch die Erfahrungen, die Jüdinnen*Juden in der Sowjetunion machten, prägen ihr jüdisches Selbstverständnis noch immer. Das spiegelt sich in der Verhandlung der Sichtbarkeit der eigenen Identität genauso wie in der Wahrnehmung und dem Umgang mit Antisemitismus.

Doch kann man auch von einer geteilten postsowjetischen jüdischen Identität in der Diaspora sprechen? Welche Rolle spielt dabei Migration als ein essenzielles biografisches Ereignis? Warum erlebten jüdische Kontingentflüchtlinge in Deutschland eine soziale und ökonomische Deklassierung und wie geht die zweite Generation der jüdischen Einwanderer*innen damit um?  Wie hat sich das religiöse Leben einer Minderheit in einem autoritären Staat entfaltet? Welche politische Agenda konnten Jüdinnen*Juden in Russland artikulieren? Und welche Folgen hat der russische Angriffskrieg für das jüdische Leben in Russland heute?

Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen, Expert*innen, Zeitzeugen und auch Betroffenen gehen wir diesen Fragen auf den Grund.

Die Keynote von Prof. Dr. Frank Grüner nimmt eine historische Einordnung vor und gibt einen Einblick in die Lebensrealität der osteuropäischen Jüdinnen*Juden in der Sowjetzeit.

In einem Vortrag mit anschließender Diskussion geben Alisa Gadas und Dr. Dalik Sojref einen Überblick über die Entfaltung des jüdischen Lebens und die Entstehungsgeschichte jüdischer Organisationen im heutigen Russland, um dann aktuelle Entwicklungen im Kontext des Krieges und fortlaufender Migration zu reflektieren.

Moderiert von Alisa Gadas diskutieren Dr. Irene Runge und Dr. Svetlana Agronik aus zwei unterschiedlichen jüdischen Perspektiven die Herausforderungen und Chancen, die mit der jüdischen Migration aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland einhergingen und bis heute von Relevanz sind.

Dr. Jonna Rock zeigt Ausschnitte aus ihrem Dokumentarfilm „Stories we didn‘t tell“ und stellt Ergebnisse von Interviews mit postsowjetischen jüdischen Migrant*innen vor.

Abschließend weist Prof. Dr. Hans-Christian Petersen in seinem Impulsvortrag auf die Schnittstellen von antislawischem Rassismus und Antisemitismus hin.

Datum:

05.09.2022

Kontakt:

Tanja Lenuweit
t.lenuweit@minor-kontor.de

Programm:

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Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projekts Der Gang der Geschichte(n) statt.

Das Projekt wurde unter der Schirmherrschaft von Außenminister Heiko Maas entwickelt.

Das Projekt wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Auswärtigen Amt.