Kursbuch Bürgerbeteiligung #5

Digitalisierung statt Marginalisierung: Partizipation von migrantischen Online-Communitys

Taissiya Sutormina, Tobias Stapf, 2023

In diesem Artikel beleuchten wir die Rolle digitaler Netzwerke, die von Personen mit Einwanderungs-geschichte initiiert wurden. Diese Online-Communitys spielen inzwischen eine zentrale Rolle für gesellschaftliche Teilhabeprozesse von Migrant*innen und Geflüchteten in Deutschland. Empirische Studien konnten zeigen, dass migrantische Online-Communitys ihren Mitgliedern bei der Wahrnehmung ihrer Rechte helfen und dass sie einen Raum für den Erfahrungsaustausch zu integrationsrelevanten Themen und aktuellen Ereignissen in der Herkunftssprache bieten können. Die Mitgestaltung in den migrantischen Online-Communitys spiegelt die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement (online wie offline) wider und dient insbesondere zur gegenseitigen Unterstützung und Erstorientierung in Deutschland. Durch die dynamische Kommunikation in Online-Gruppen wird unter anderem die Bekanntheit von öffentlichen Institutionen und staatlichen Strukturen erhöht. Gleichzeitig ist diese Form der Information und des Austauschs auch mit den Risiken verbunden, die mit der Nutzung der sozialen Medien einhergehen,  z. B. Hassrede, Falschinformationen und Missbrauch von Daten. In diesem Kontext wird der Bedarf nach nachhaltigen Strategien für eine communitygerechte Kommunikation deutlich, um migrationsspezifische Bedarfe effektiv identifizieren und adressieren zu können. Um diesen Informations- und Beratungsbedarfen gerecht zu werden, empfiehlt es sich, Ansätze für die proaktive Arbeit von gesellschaftlichen Institutionen mit den selbstorganisierten migrantischen Online-Communitys und deren engagierten Administrations-Teams zu entwickeln und diese Ansätze im Rahmen von integrationspolitischen Maßnahmen umzusetzen. Die digital verfassten Communitys, die i.d.R. keine formalen Institutionalisierungen aufweisen, werden bisher kaum von integrationsbezogenen öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen einbezogen. Dieses Paper zeigt auf, dass Zugewanderte ebenso wie Institutionen und mittelbar die gesamte Gesellschaft von einem stärkeren Einbezug dieser engagierten digitalen Communities profitieren könnten.

Kontakt:

Taissiya Sutormina
t.sutormina@minor-kontor.de

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Weitere Informationen:

In: Kursbuch Bürgerbeteiligung
Seiten 471-480
ISBN 978-394-246-663-9

Dieser Artikel wurde im Rahmen des Projektes NexSM veröffentlicht.

Das Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert und durch La Red – Vernetzung und Integration e. V. in Kooperation mit Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung gGmbH umgesetzt.

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