EU-Bürger*innen in Berlin

Interaktive Grafiken zur Entwicklung und Verteilung der EU-Zuwanderung

Max Behrendt, Maëlle Dubois, Juni 2020

Unter Verwendung der Statistik des Melderegisters analysiert Minor das fünfte Jahr in Folge die Entwicklung der Bevölkerung aus der Europäischen Union in Berlin sowie ihre Verteilung auf die verschiedenen Bezirke und Stadtteile.

Dieser interaktive Bericht ist nicht für eine Nutzung auf mobilen Endgeräten optimiert.

Bevölkerungsboom in der Hauptstadt dank Zuwanderung

Zugewanderte machen zunehmend einen wichtigen Teil der Berliner Bevölkerung aus. Zum Ende des Jahres 2019 besaß mehr als ein Fünftel der in Berlin Lebenden nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Über 284.000 nicht deutsche EU-Bürger*innen und knapp 493.000 Drittstaatsangehörige wohnten in der deutschen Hauptstadt – ohne dass Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit dazu gezählt werden 

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in Berlin gemeldeten Deutschen, EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern sowie Drittstaatsangehörigen zum 31.12.2019

Innerhalb von zehn Jahren ist die Berliner Bevölkerung um 11,9% auf 3.769.495 Personen angewachsen. Diese Entwicklung ist zu knapp vier Fünfteln auf den Zuzug von Menschen ohne deutschen Pass zurückzuführen. Während die Anzahl der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit seit 2009 lediglich um 2,8% gestiegen ist, belief sich der Anstieg für Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit auf 68,9%. 

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in Berlin gemeldeten deutschen und nicht deutschen Staatsangehörigen von 2009 bis 2019 (Stichtag jeweils 31.12.)

EU-Bürger*innen sind vor allem seit 2010 verstärkt nach Berlin zugewandert. Seit 2009 ist ihre Anzahl um 82,9% gestiegen. Die Zuwanderung von Drittstaatsangehörigen ist seit 2014 intensiver geworden. Seit 2009 ist ihre Anzahl um 61,7% gestiegen. 

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in Berlin gemeldeten EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern sowie Drittstaatsangehörigen von 2009 bis 2019 (Stichtag jeweils 31.12.)

Mehr als 80% der EU-Bürger*innen kommen aus zehn Mitgliedstaaten. Menschen polnischer Staatsangehörigkeit machen dabei bei weitem die größte Gruppe aus. Personen aus Bulgarien und Kroatien sind im Vergleich zu der Bevölkerungsgröße ihres Herkunftslandes besonders stark vertreten. 

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in Berlin gemeldeten EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern nach Staatsangehörigkeit zum 31.12.2019

Der Zuwachs einiger Communities seit 2009 sticht besonders hervor: Während die Anzahl der Personen aus Polen „nur“ um 33,6% gestiegen ist, lässt sich bei Menschen aus Rumänien (+ 468,6%) und Bulgarien (+ 271,2%) sowie aus den baltischen Ländern (+ 113,8%) eine rasante Entwicklung beobachten. Die Communities aus Italien, Spanien und Portugal haben sich verdoppelt. Die niederländische Community ist um mehr als 77% gewachsen und die Anzahl der Personen aus Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Griechenland ist im Schnitt jeweils um die Hälfte gestiegen. 

Für die Zeit zwischen Dezember 2018 und Dezember 2019 lässt sich eine Verlangsamung des Wachstums beobachten. Betrug der Zuwachs an gemeldeten Personen unter den älteren Mitgliedsstaaten zwischen den Jahren 2017 und 2018 noch mehr als 5.700 Personen, liegt er zwischen den Jahren 2018 und 2019 bei nur bei knapp 590 Personen. Für die Mitgliedsstaaten der EU-Osterweiterung lässt sich zwischen 2018 und 2019 sogar ein Rückgang von ca. 170 Personen feststellen, während der Zuwachs zwischen 2017 und 2018 noch bei über 6.400 Personen lag.  

Ein größerer Rückgang ist unter den Menschen aus Polen mit 1.447 Personen zu verzeichnen. Auch unter den Personen französischer Staatsangehörigkeit ist mit -258 Personen ein leichter Rückgang  zu verzeichnen. Die Zuwanderungsgruppen aus Italien (+727 Personen), Spanien (+51 Personen) Rumänien (+973 Personen) und Bulgarien (+542 Personen) vergrößerten sich hingegen.  

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in Berlin gemeldeten EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern nach Staatsangehörigkeit von 2009 bis 2019 (Stichtag jeweils 31.12.)

Ballung in der Innenstadt

Im Vergleich zu den in Berlin Lebenden mit deutschem Pass konzentrieren sich Zugewanderte deutlicher in der Innenstadt: Rund 39% von ihnen wohnen in den Bezirken Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg. Seltener als Deutsche wohnen sie in östlichen Bezirken wie Marzahn-Hellersdorf oder Treptow-Köpenick. 

Verteilung der in Berlin gemeldeten Deutschen, EU-Bürger*innen sowie Drittstaatsangehörigen auf die Bezirke (in % der jeweiligen Gruppe) zum 31.12.2019

Schaut man sich die Verteilung innerhalb bestimmter Bezirke an, so wird deutlich, dass diese Ballung in der Innenstadt auf EU-Bürger*innen noch stärker zutrifft als auf Drittstaatsangehörige. Jeder Bezirk ist noch einmal untergliedert in verschiedene Stadteile. EU-Bürger*innen wohnen dabei jeweils vermehrt in den Stadtteilen eines Bezirkes, die zentraler gelegen sind – also häufiger im Prenzlauer Berg als in den anderen Pankower Stadtteilen, in Schöneberg öfter als in Tempelhof. Die Stadtteile mit den höchsten Anteilen an EU-Bürger*innen sind der Wedding, Nord-Neukölln und Charlottenburg. 

Verteilung der in Berlin gemeldeten Deutschen, EU-Bürger*innen sowie Drittstaatsangehörigen auf die Stadtteile (in % der jeweiligen Gruppe) zum 31.12.2019

Zwischen den verschiedenen EU-Communities bestehen jedoch deutliche Unterschiede im Hinblick auf ihre Verteilung auf die Bezirke und Stadtteile. Zugewanderte aus älteren Mitgliedstaaten (z.B. Italien, Frankreich und Spanien) konzentrieren sich deutlich stärker in der Innenstadt (Friedrichshain-Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf) als diejenigen aus den Mitgliedstaaten der EU-Osterweiterung (Bulgarien, Rumänien und baltische Länder), die hingegen in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Spandau stärker vertreten sind. Communities, die schon vor 2009 stark in Berlin vertreten waren – Menschen aus Kroatien, Griechenland oder Österreich – leben häufig im Westen Berlins. Innerhalb der Bezirke (siehe interaktive Grafik unten) sind Zugewanderte aus älteren Mitgliedstaaten in innerstädtischen Stadtteilen wie Mitte oder Prenzlauer Berg stärker präsent. Weniger stark vertreten sind sie in Stadtteilen wie Tempelhof oder Süd-Neukölln, wo mehr Personen aus Bulgarien, Rumänien und Kroatien aber auch aus Griechenland leben. 

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in den Berliner Bezirken gemeldeten EU-Bürger*innen nach Staatsangehörigkeit zum 31.12.2019

Seit 2009 ist die überwältigende Mehrheit der Zugewanderten aus älteren Mitgliedstaaten in die Innenstadt gezogen, sodass Personen aus Italien und Frankreich mittlerweile die polnische Community in Friedrichshain-Kreuzberg überholt haben. Auch in den Stadtteilen Mitte und Prenzlauer Berg bilden sie die größten EU-Communities (siehe interaktive Grafik unten). Menschen aus Polen, Bulgarien und Rumänien sind deutlich mehr als andere Zugewanderte in Stadtviertel direkt außerhalb des S-Bahn-Ringes (den Wedding, Reinickendorf, Lichtenberg) und in an Brandenburg angrenzende Stadtteile (Spandau, Marzahn, Hellersdorf) gezogen. 

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in den Berliner Bezirken gemeldeten EU-Bürger*innen nach Staatsangehörigkeit von 2009 bis 2019 (Stichtag jeweils 31.12.)

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in den Berliner Stadtteilen gemeldeten EU-Bürger*innen nach Staatsangehörigkeit zum 31.12.2019

Anzahl und Anteil an der Gesamtbevölkerung der in den Berliner Stadtteilen gemeldeten EU-Bürger*innen nach Staatsangehörigkeit von 2009 bis 2019 (Stichtag jeweils 31.12.)

Kontakt:

Anne von Oswald
a.oswald@minor-kontor.de

Diese Analyse wurde im Rahmen des Projektes Europäisches Berlin veröffentlicht.

Das Projekt wird von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales gefördert.