Neu nach Deutschland eingewanderte Frauen haben viele Fragen, u. a. zu den Themen Arbeit, Bildung, Wohnen und Gesundheit. Antworten darauf suchen sie vor allem im digitalen Raum und hierbei insbesondere in muttersprachlichen Gruppen und Foren sozialer Medien (Berger & Pallmann 2022; Stapf 2019). Weitaus weniger nutzen sie die umfangreichen Informations- und Beratungsangebote der verschiedenen Akteur*innen [1]. Das liegt zum einen daran, dass ihnen diese nicht ausreichend bekannt sind. Zum anderen aber auch an der inhaltlichen und formalen Gestaltung der Angebote, die nur selten ihren Bedarfen entspricht (Berger & Pallmann 2022).
Wie im Rahmen des von der Robert Bosch Stiftung geförderten und von Minor durchgeführten Projekt Digital Active Women deutlich wurde, ist dies vielen Anbieter*innen von digitalen Informationen und Beratung zwar bekannt, unklar ist ihnen allerdings häufig, wie sie ihre Angebote bedarfsgerechter gestalten können, um neuzugewanderte Frauen (besser) zu erreichen. Was ihnen hierbei vor allem fehlt, ist die Perspektive der Zielgruppe selbst, da ein direkter Austausch in der Regel nicht stattfindet.
Das Projekt Digital Active Women fördert diesen Perspektivwechsel, indem es a) neuzugewanderte Frauen mithilfe des Citizen-Science-Ansatzes [2] im gesamten Projektverlauf als Co-Forscherinnen einbindet, und b) mit Anbieter*innen digitaler Informations- und Beratungsangebote, in den Dialog bringt.
Entstanden ist hieraus ein partizipativer Prozess, in dem die Co-Forscherinnen Gutachten zu den digitalen Angeboten verschiedener Akteur*innen erstellen und diese im Anschluss bzgl. der Weiterentwicklung und Verbesserung ihrer Angebote beraten sowie bei der Umsetzung der angeregten Änderungen begleiten und unterstützen. Die beteiligten Anbieter*innen erhalten durch die direkte Zusammenarbeit und den intensiven Austausch mit den Co-Forscherinnen die Möglichkeit, ihre Angebote aus der Perspektive neuzugewanderter Frauen wahrzunehmen und entsprechend anzupassen.
Die Publikation präsentiert die im Rahmen dieses Prozesses gewonnenen Erkenntnisse und zeigt auf, welche Handlungsoptionen sich daraus für die Akteur*innen ergeben. Im Mittelpunkt stehen die von den Co-Forscherinnen entwickelten Kriterien, die aus ihrer Sicht gute und hilfreiche digitale Angebote ausmachen [3] sowie Ideen und Vorschläge, wie eine bedarfsgerechte (Weiter)Entwicklung von Angeboten, die (u. a.) neuzugewanderte Frauen adressieren, gelingen kann.