European Labour Lab Berlin

Analyse und Modellentwicklung zur Arbeitsmarktintegration von (EU-)Zugewanderten

Das Modellprojekt European Labour Lab Berlin (ELLaB) soll den positiven Beitrag der Zuwanderung aus der EU und ihrer Beitrittskandidaten analysieren und gemeinsam mit zentralen Akteur*innen der Stadt Berlin Handlungsoptionen für eine faire (Arbeitsmarkt-)Integration entwickeln.

© Krystsina Shyla
© Krystsina Shyla

Kontakt:

Gizem Ünsal
g.uensal@minor-kontor.de

Laufzeit:

01.10.2022 – 30.09.2025

Berlin profitiert derzeit wie kaum eine andere Metropole von der Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union. Die Stadt ist ein Magnet für viele unterschiedliche Gruppen aus der EU und ihrer Beitrittskandidaten, die vor allem aus Gründen der Arbeitssuche und Bildung, aber auch aufgrund politischer Faktoren, des Krieges in der Ukraine, der Diskriminierung in den Herkunftsländern und der Vielfalt der Berliner Stadtgesellschaft hierherkommen.

Die bisherigen Analysen und Umfragen von Minor haben zum einen ein sehr hohes Arbeitsmarktpotenzial der EU-Zugewanderten und eine gleichzeitig schwierige Umsetzung dieses Potenzials in eine qualifikationsadäquate Arbeitsmarktintegration festgestellt. Zum anderen verändert sich die Zuwanderung allgemein – auch die aus der EU auf der Grundlage der Freizügigkeit – in ihrer Zusammensetzung der Teilgruppen, ihren Motiven und ihren Integrationswegen in einer stetigen Dynamik weiter. Durch den Krieg in der Ukraine ist zudem noch eine zusätzliche Herausforderung für die Arbeitsmarktintegration von Neuzugewanderten hinzugekommen.

Im Rahmen des Projekts werden u.a. folgende Themen und Aspekte der Arbeitsmarktintegration näher untersucht:

Arbeitsmarktintegration von Ukrainer*innen in Berlin: Eine Analyse der Situation mit Schwerpunkt auf Frauen

Berlin und das benachbarte Brandenburg sind zentrale Ankunftsregionen für viele Menschen, die seit Beginn des Krieges im Februar 2022 aus der Ukraine geflohen sind. Nach zwei Befragungen in den Jahren 2023 und 2024 plant das ELLaB-Projektteam eine dritte Erhebung im Jahr 2025. Die Befragung soll einen umfassenden Einblick in die soziodemografischen Merkmale der Geflüchteten, ihre Beschäftigungssituation, ihre Teilnahme an Integrations- und Sprachkursen sowie ihre Bleibeabsichten und Perspektiven in Deutschland geben. Zudem werden zentrale Herausforderungen bei der Arbeitssuche untersucht. Ziel ist es, durch die Erhebung und Auswertung von Befragungsdaten, amtlichen Statistiken und Ergebnisberichten ein differenziertes Verständnis für die aktuellen Bedürfnisse und Entwicklungen der Lebenssituation ukrainischer Geflüchteter zu gewinnen und deren Bedeutung für politische Planungsprozesse in Berlin und die Region fundiert zu analysieren.

Anwerbung von Auszubildenden aus Vietnam

Vietnamesische Auszubildende stellen einen bedeutenden Anteil der Auszubildenden ohne deutschen Pass in Berlin und leisten einen wertvollen Beitrag zur Fachkräftesicherung in verschiedenen Branchen. Das Projekt untersucht die Prozesse der Rekrutierung dieser Zielgruppe, sowie die dabei verwendeten Strategien und Praktiken.

Zudem wird überprüft, inwieweit die aktuellen Ausbildungsprogramme und Unterstützungsangebote den spezifischen Herausforderungen und Bedürfnissen vietnamesischer Auszubildender gerecht werden. Insbesondere geht es darum, mögliche Anpassungsbedarfe zu identifizieren, um eine bessere Passung zwischen den Anforderungen der Auszubildenden, den Erwartungen der Ausbildungsbetriebe sowie den Rahmenbedingungen der beruflichen Schulen zu gewährleisten.

Fachgespräch zur Anwerbung von internationalen Auszubildenden

Im Rahmen des Projekts wird ein Fachgespräch organisiert und durchgeführt. Dieses richtet sich an Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Kammern, Oberstufenzentren (OSZ), die Arbeitsagentur sowie die zuständigen Senatsverwaltungen. Ziel des Fachgesprächs ist es, gemeinsam den aktuellen Stand und die Zukunftsaussichten der Anwerbung internationaler Auszubildender zu erörtern. Dabei stehen insbesondere die Qualitätsanforderungen und -sicherung sowie die erforderlichen Begleit- und Beratungsstrukturen im Fokus der Diskussion.

Analyse Teilqualifikationen für Zugewanderte

Teilqualifikationen sind eine bislang zu wenig genutzte Möglichkeit, um Zugewanderten den Zugang zu Aus- und Weiterbildung zu erleichtern, ohne dass sie eine vollständige Bildungslaufbahn durchlaufen müssen. Insbesondere in unterqualifizierten Helfertätigkeiten bieten sie die Chance, die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern und zu stabilisieren. Das Projekt untersucht, wo solche Angebote bereits erfolgreich genutzt werden und wo noch Entwicklungsbedarf besteht.  Ziel ist es, herauszufinden, wie Zielgruppen gezielter informiert und beraten werden können und wie Betriebe und Institutionen besser dabei unterstützt werden können, die Potenziale von Teilqualifikationen effektiver zu nutzen.

Inklusion junger Menschen mit Behinderung in Arbeit und Beschäftigung

Obwohl Menschen mit Behinderung oft gut ausgebildet sind, bleiben ihre Potenziale häufig ungenutzt. Überholte Denkmuster, strukturelle Barrieren und tief verwurzelte Diskriminierung sind in vielen Bereichen der Gesellschaft weiterhin präsent und erschweren gleichberechtigte Teilhabe. Der Zugang zu Arbeit und Beschäftigung stellt für junge Menschen mit Behinderung weiterhin eine große Herausforderung dar. Um dem entgegenzuwirken, stellt sich die Frage: Welche Strategien verfolgen andere europäische Städte und Kommunen, um diese wertvolle Ressource in den Arbeitsmarkt zu integrieren?

Ziel ist es, die Inklusion junger Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zu fördern, indem Erfolgsfaktoren und bewährte Praktiken aus ausgewählten europäischen Städten und Kommunen untersucht und analysiert werden.

Migrant-Gender-Pay-Gap

Die Ergebnisse der bisherigen Forschung zeigen, dass Zugewanderte in Deutschland im Vergleich zu deutschen Staatsangehörigen tendenziell niedrigere Einkommen erzielen. Das Projekt untersucht die Entgeltstruktur von Zugewanderten auf dem Berliner Arbeitsmarkt, um zu analysieren, inwieweit Staatsangehörigkeit und Geschlecht Einkommensunterschiede beeinflussen und welche Maßnahmen zur Reduzierung dieser Ungleichheiten beitragen können.

Veröffentlichungen

Das Projekt wird von der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung gefördert.

Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales