Das Jüdische Viertel von Damaskus zeigt noch heute Spuren eines einst dynamischen, jüdischen Gemeindewesens. Die Fotografien dokumentieren dieses wechselhafte Leben, den Umgang mit Einschränkungen und die Veränderungen im Viertel.
Jüdisches Viertel und Shamaya-Palast
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Das Jüdische Viertel in Damaskus
Karte der Altstadt von Damaskus (Old Damascus): Das Jüdische Viertel im Südosten, Christliches Viertel im Nordosten, Muslimisches Viertel an der Westseite. Diese Einteilung der Viertel ist historisch, die Grenzen sind architektonisch nicht erkennbar und die Bewohnerschaft ist heterogen. Galt die Altstadt lange als heruntergekommenes, armes Wohngebiet, macht sich heute zunehmende Gentrifizierung bemerkbar. Etliche der Häuser sind mittlerweile wieder in Privatbesitz und aufwendig renoviert.
Straßenansichten im Jüdischen Viertel
Farhi-Palast (heute ein Luxus-Hotel)
Bait Qatash
Maktab Anbar
Galerie Mustafa Ali
Nach der Staatsgründung Israels wurden Häuser von jüdischen Familien, die Syrien verlassen hatten, vom Staat konfisziert. In einigen dieser Häuser hat man palästinensische Flüchtlinge untergebracht.
Viele der Häuser im Jüdischen Viertel sind heute geschlossen und die Grundstücke sind nicht zugänglich, sie stehen unter der Aufsicht einer staatlichen, nicht-jüdischen Behörde, die für alle „jüdischen Angelegenheiten“ zuständig ist. Als 1992 das Ausreiseverbot für Jüdinnen und Juden aufgehoben wurde, verkaufte die Mehrheit der noch im Land verbliebenen Damaszener Jüdinnen und Juden ihre Häuser, bevor sie Anfang der 1990er Jahre das Land verließen. Einige stellten ihr Eigentum im Rahmen von 99-Jahres-Verträgen zur Miete zur Verfügung. Seit Anfang der 2000er Jahre wurden viele Häuser im Jüdischen Viertel von ihren neuen Eigentümern renoviert und zu Hotels oder Kunstgalerien umgebaut; die bekanntesten sind The Talisman, Bayt Farhi und die Galerie Mustafa Ali.
Offizielles Dokument: Nachweis über Steuerzahlungen von Njour Zaki Shamoutoub für den Besitz eines Hauses, ausgestellt vom Finanzministerium 2019. Erst seit den späten 1980er Jahren ist es Jüdinnen und Juden wieder gestattet, Eigentum zu erwerben.
Karte: Handgezeichneter Plan des Jüdischen Viertels, heute im Besitz der Familie Kamoo. Alter der Karte unklar. „Jüdische“ Häuser sind im Plan vom Zeichner markiert.
Der ehemalige Shamaya-Palast
Wandzeichnung: Grundriss des Shamaya-Palasts mit den Neubauten in den Höfen
© Sigrun Drapatz
Der Shamaya-Palast war eines der prächtigsten Häuser am Rande des Jüdischen Viertels. Nachdem die Besitzer das Land verlassen hatten, wurde das Gebäude vom Staat konfisziert und als Unterkunft für 50 palästinensische Flüchtlingsfamilien genutzt. Dazu wurde der Palast selbst in Parzellen und Wohnungen unterteilt und die vormals großzügigen Innenhöfe mit Häusern zugebaut. Von der Straße aus gibt es nur einen Zugang, die Gänge sind eng und die Bausubstanz der eingefügten Häuser ist schlecht. Der ehemalige Palast ist nur noch an Spuren erkennbar, wie beispielsweise in diesem Detailfoto aus der Fotoschleife, das den Eingang zur ehemaligen Privatsynagoge zeigt.
Detailaufnahmen des Jüdischen Viertels
Bei dem Türsturz handelt es sich um eine Marmortafel mit einem hebräischen Segen aus der Thora (Deut 28:6) am Vordereingang des Hauses der Familie Moussa Khaski. Die Familie zog Anfang der 1990er Jahre von Damaskus nach Brooklyn. Der Türsturz wurde von den Eigentümern 1948 mit Lehm verdeckt, nachdem sich immer mehr palästinensische Flüchtlinge in verlassenen Häusern im Jüdischen Viertel niederließen. In dieser Zeit befürchteten viele Jüdinnen und Juden, die noch im Jüdischen Viertel lebten, es könne zu Konflikten zwischen ihnen und den Neuankömmlingen kommen. Daher beschlossen die Khaskis, jeden Hinweis auf ihre jüdische Herkunft zu entfernen. Im Winter 2019 legten starke Regenfälle in der Stadt Damaskus den Türsturz wieder frei.
Die Online Ausstellung „Tür an Tür“ ist Teil des Projektes Der Gang der Geschichte(n).
Der Gang der Geschichte(n) ist ein Projekt von Minor-Kontor und wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Auswärtigen Amt. Es steht unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Heiko Maas.