Schätzungsweise 300.000 bis 600.000 Betreuungskräfte in Deutschland kümmern sich um ältere Menschen und wohnen dabei in den Familien. Illegale Beschäftigungsverhältnisse und eine hohe Fluktuation der Einsätze erschweren eine genauere Erhebung der Zahlen. Das Berufsbild dieser „Live-ins“ kennzeichnet sich durch die Anforderung, bei der zu betreuenden Person zu wohnen, sie zu umsorgen, den Haushalt zu erledigen, die Mahlzeiten zuzubereiten und rund um die Uhr auf Abruf zur Verfügung zu stehen.
Aktuell kommen diese Arbeitskräfte vorwiegend aus Polen, zunehmend aber auch aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Kroatien. Die Beauftragung mit nicht vertraglich geregelter Hausarbeit und medizinischen Aufgaben, dubiose Beschäftigungsmodelle, intransparente Stellenbeschreibungen und niedrige Bezahlung, unzureichende Sprachkenntnisse und soziale Isolation – das sind nur einige wenige Probleme, mit denen die meist weiblichen Arbeitnehmenden mittleren Alters konfrontiert sind.
Ab Juni 2019 werden polnisch- und ab Juni 2021 auch bulgarisch-, kroatisch-, rumänisch- und tschechisch- und slowakischsprachige Live-ins bei der Wahrnehmung ihrer Rechte unterstützt. Grundlage dafür ist die sehr hohe mediale Reichweite und der vielversprechenden Beratungsansatz des Gesamtprojektes Migrationsberatung 4.0, durch den es möglich ist, der Zielgruppe dort zu begegnen, wo sie sich in sozialen Medien über das Leben und Arbeiten in Deutschland informieren und austauschen. Minor bietet damit diesem, in hohem Maße von Prekarisierung und Ausbeutung bedrohten, Personenkreis kompetente und ortsunabhängige Information und Beratung an.