Der Gang der Geschichte(n)

Narrative von Zugewanderten über Jüdinnen und Juden, die Shoah und Israel

Das Projekt untersucht Narrative über Jüdinnen und Juden, die Shoah und Israel in Herkunftsländern von Zugewanderten und den entsprechenden Communitys in Deutschland. Ziel ist es, Grundlagenwissen zu gewinnen und dieses für die politische Bildung nutzbar zu machen.

Kontakt:

Tanja Lenuweit
t.lenuweit@minor-kontor.de

Laufzeit:

01.07.2019- 30.06.2023

Facebook: DerGangderGeschichten

Weltweit existieren Narrative über Jüdinnen und Juden, das Judentum, die Shoah und Israel, die positiv wie negativ besetzt sein können. Diese Vorstellungen entstehen aus dem täglichen Zusammenleben in Gegenwart und Vergangenheit und unterliegen einem steten Wandel. Sie sind geprägt von religiösen Gegebenheiten und der jeweiligen (geo-)politischen und geografischen Lage.

In aktuellen deutschen Debatten zu Antisemitismus und (Flucht-)Migration findet diese Vielfalt an Narrativen wenig Beachtung. Häufig ist die Rede von einem „importierten“ Antisemitismus durch „muslimische Zuwanderung“. Damit wird zum einen außer Acht gelassen, wie divers die Vorstellungen zu jüdischen Menschen, zum Judentum, zur Shoah und Israel in den Herkunftsländern und bei den Zugewanderten selbst sind, zum anderen treten die hiesigen Haltungen und Narrative in den Hintergrund. Ebenso wenig eine Rolle spielen Narrative anderer, mehrheitlich nicht-muslimischer Zuwanderungsgruppen.

Zwar entsteht mit diesen Debatten auch ein neues Interesse an jüdischen Erfahrungswelten, doch bleibt es beim Sprechen über andere. Jüdische Menschen werden in ihren religiösen, kulturellen und historischen Erfahrungen wenig wahrgenommen. Es gibt trotz allem einen Mangel an Sichtbarkeit und Wissen über aktuelles jüdisches Leben in Deutschland.

Recherche und Analyse

Mit dem Fokus auf vier ausgewählten Herkunftsländern von Zugewanderten (Syrien, Polen, Marokko und Russland) soll zunächst eine fundierte Wissensbasis über Narrative zu Jüdinnen und Juden, Judentum, Shoah und Israel in diesen Ländern und in den entsprechenden Communitys von Zugewanderten in Deutschland geschaffen werden. Dabei geht es nicht nur um die Identifikation von antisemitischen Stereotypen, sondern auch um positive Bilder.

Des Weiteren gilt es zu überprüfen, welche Relevanz diese positiven wie negativen Narrative in Deutschland haben, ob und wie sie sich verändern, wie und an welche in Deutschland vorhandenen Narrative sie anknüpfen und welche Wechselwirkungen entstehen. Dabei sollen jüdische Perspektiven einbezogen werden und die Erfahrungen, Erlebniswelten und Bewertungen von Jüdinnen und Juden hinsichtlich alter und neuer Formen des Antisemitismus sichtbar gemacht werden.

Ziel des Projektes ist es, Grundlagenwissen zu gewinnen und für die politische Bildung nutzbar zu machen. Das Projekt strebt an, Expert*innen aus den jeweiligen Ländern einzubinden, um ein möglichst breites Wissen zu gewinnen, vertiefte Diskussionen zu ermöglichen und zielgruppenorientierte Bildungsmaterialien zu entwickeln.

Projektziele

Das Projekt „Der Gang der Geschichte(n)“ verfolgt somit vier zentrale Ziele:

  1. Identifikation von Narrativen bei Neuankommenden und Zugewanderten zu Jüdinnen und Juden, Judentum, Shoa und Israel.
  2. Analyse der Resonanz dieser Narrative in Deutschland und deren Wechselwirkungen mit hier vorhandenen Narrativen.
  3. Sichtbarmachung der Erfahrungen und Bewertungen von jüdischen Communitys in den Herkunftsländern und in Deutschland.
  4. Entwicklung von passgenauen Formaten der politischen Bildung gegen Antisemitismus auf Basis dieser Ergebnisse unter Berücksichtigung jüdischer Perspektiven. Die zielgruppenorientierten Bildungsmaterialien sollen Multiplikator*innen unterstützen, in komplexen, multiperspektivischen und oftmals aufgeladenen Diskussionen neue Wege zu finden.

Ergebnisse

Projektbegleitend werden Veranstaltungen wie Fachaustausche, Expert*innenrunden und Workshops durchgeführt. Die Projektergebnisse werden in Form von themenspezifischen Länderprofilen und Working Papers sowie zielgruppenorientierten Bildungsmaterialien veröffentlicht.

Ausstellungen

Veröffentlichungen

06/2023

Russischsprachige Jüdinnen*Juden in Berlin

Zur Sprachpraxis während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine

11/2022

О репрессии и эмансипации.

Еврейская жизнь в современной России

10/2022

Jüdische (Un-)Sichtbarkeiten

Antisemitismus und antislawischer Rassismus in der zweiten Generation jüdischer Kontingentflüchtlinge

10/2022

Narrative über Jüdinnen*Juden im russophonen Deutschland

Gruppenübergreifende Interviewarbeit im russophonen Deutschland

05/2022

Von Repression und Emanzipation

Jüdisches Leben in Russland von der Oktoberrevolution bis heute

02/2021

The Course of (Hi)Stories

Experiences on narratives about Judaism and manual on podcasts in non-formal education

11/2020

Hidden Stories of Damascene Jews

A collection of the cultural memory of the last generation of Jews in Damascus

Vorträge und Interviews

Veranstaltungen

30/10/2025

Antisemitismus und Recht

Juristische Perspektiven auf gegenwärtige Debatten

16/12/2022

Israelkritik und Antisemitismus

Transkulturelle Perspektiven der Postmigration

07/12/2022

Geschichte = Politik = Propaganda?!

Bedeutung und Herausforderung für die antisemitismuskritische Bildungsarbeit

05/09/2022

Nach dem Ende des Imperiums

Geschichte und Gegenwart der postsowjetischen Juden in Russland und Deutschland

17/08/2022 - 31/08/2022

Jüdisch-Arabische Verflechtungen

Dreiteilige Veranstaltungsreihe

10/06/2022 - 05/08/2022

Führungen: Nachbarn. Jüdisch-syrische Geschichte(n)

Im Rahmen der Ausstellung "Syrien – Gegen das Vergessen"

25/10/2021 – 26/10/2021

Alte Geschichte(n) – Neue Narrative?

Fachveranstaltung zu multidirektionaler Bildung in der postmigrantischen Gesellschaft

12/12/2019

Expert Roundtable: Syria

Narratives on Jews, Judaism, the Shoah and Israel in Syria

11/12/2019

Expert Roundtable: Poland

Narratives on Jews, Judaism, the Shoah and Israel in Poland

Workshops

10/10/2022

Kollegiale Erprobung von Bildungsmaterialien

Workshop in Kooperation mit der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus

29/06/2022

Das Aleppo meines Vaters

Auf den Spuren einer syrisch-jüdischen Familiengeschichte

06/05/2022

The Uses and Abuses of Holocaust Memory

Workshop im Rahmen des Symposiums "Leben mit dem Holocaust"

13/12/2021

Lebenslinien

Bildungsarbeit zu Verflechtungsgeschichten

16/11/2020

Nachbar*innen

Bildungsarbeit zu jüdisch-arabischen Verflechtungen

11/09/2020 - 02/10/2020

The Course of (Hi)Stories

Online seminar on narratives about Judaism in Poland and Germany

19/06/2020

Narrative in syrischen Communitys

Workshop zur Auswertung von Community-Interviews für die Bildungsarbeit

28/05/2020

Narrative über Jüdinnen*Juden in Syrien

Online Seminar mit Ansar Jasim für Teamende der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus

10/01/2020

Entwicklung eines Leitfadens für Community-Interviews

Workshop in Kooperation mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung

Das Projekt wurde unter der Schirmherrschaft von Außenminister Heiko Maas entwickelt.

Das Projekt wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Auswärtigen Amt.